Peter Wohlleben – Das geheime Netzwerk der Natur (15/2018)
Einen Vorteil muss es ja haben, dass ich offenbar nicht mehr so gut schlafen kann: ich habe Zeit zum lesen. Und da mir heute die Büchereifrist im Nacken sitzt (und ich das Buch in der onleihe nicht gefunden hab) wollte ich es zumindest im Schnelldurchlauf einmal gelesen haben. Sinnvoller wäre sicher, es nochmal auszuleihen und in Ruhe mit Mitdenken zu lesen… damit das Gelesene doch ein bisschen mehr Zeit hat einzusickern.
Als ich vorhin beim Klappentext angelangt war, wo ein paar Informationen über den Autor zur Verfügung gestellt werden, hab ich festgestellt, dass der Autor und Förster quasi beinahe um die Ecke tätig ist. Nämlich in der Eifel. Und das ist von hier aus gar nicht so weit weg … ein Stündchen Fahrt.. Ich schätze, die Seite muss ich auch ein bisschen durchstöbern. Es gibt sogar einen Blog (der scheint mir neu und die Beiträge selten.. schön zu sehen, dass auch bei anderen Menschen nicht alles auf einmal geht.. ;-))
Zurück zum Buch: Wow. Ich habe gerade in den letzen Seiten etwas gelesen, was mich zugleich traurig und wütend macht. Und zwar sinngemäß (ich hab keine Lust die ganze Seite abzuschreiben): dem Autor wurde von Kritikern vorgeworfen, er sei zu emotional, würde Bäume und Tiere vermenschlichen und das sei wissenschaftlich nicht korrekt.
Jaja.. kann schon sein. Und muss meines Erachtens so sein. Ein wissenschaftliches Buch mit Zahlen, Daten und Fakten hätte ich vermutlich nach 5 Seiten wieder zugeklappt und resigniert wieder in die Büchereitasche gesteckt. Sicher kann man sich da durchfuxen und jedes zweite Fremdwort oder jeden Fachbegriff mit dem ein anderer Fachbegriff erklärt wird mühselig nachschlagen und nachlesen.. das hemmt allerdings Lesefluss und Lesefreude ungemein. Und heisst für mich nur, dass die Kritiker verhindern wollen, dass Informationen allen verständlich zur Verfügung gestellt werden. Heisst umgekehrt: alle sollten es lesen… Vielleicht sogar in den Schulen, wo der Lehrer die wissenschaftliche Seite hinzufügen kann.
Exkurs: erinnert mich an Geschichtsunterricht: als wir mit Geschichten über die Menschen begonnen hatten wars schön, als wir nur noch Jahreszahlen pauken sollten nicht mehr..manche Jahreszahlen weiss ich noch, aber Zusammenhang? Und als Exkurs2: als meine Mutter anfing vergesslich zu werden konnte man sie nicht nach Daten fragen, kein Wissen abrufen… aber in Geschichten und Bildern war im Grunde alles da. Ich speichere selbst auch Fakten in Geschichten ab. Wenn man mich fragt, wann war dies und jenes frage ich mich was war zeitgleich, was hab ich erlebt, was war drumherum z.b. hatte ich schon den Führerschein oder wo hab ich gewohnt etc. Die Geschichten sind es. Und die gibts doch wahrscheinlich sei dem es Sprache gibt. Noch weiss ich Geburtsdaten, manche leite ich ab „der ist dann und dann geborgen und die ist xyJahre älter/jünger“.. Geschichten halt…
Ich schweife ab.
Tatsächlich werden in dem Buch Zusammenhänge einfach und nachvollziehbar erklärt. Sicher vereinfacht und auch immer mit Hinweis, dass das das nur ein Bruchteil der tatsächlichen Zusammenhänge sind. Und warum? Weil noch niemand die genauen Zusammenhänge verstanden hat. Die Wissenschaftler, Forscher, Förster und wer weiss wer noch, sehen ein kleinen Teil, was Einfluss worauf nimmt und das meist im nachhinein. Und dann wird versucht eine Ursache zu finden und diese (zum Teil vielleicht) beseitigt und das löst neue „Probleme“ oder andere Auswirkungen aus… (Ich vergleich das gerne mit meinem Versuch programmieren zu lernen: ein falsches Komma im Code löst nicht einen einzigen Fehler aus, sondern eine ganze Kaskade. Und falsch berichtigt, konnte ich fast immer von vorne anfangen… an mehreren Stellen gleichzeitig verschlimmbessert: Absturz…. ).
Nichts ist klar und wenig eindeutig, allerdings werden Zusammenhänge erkennbar, Wechselwirkungen verständlicher und Lösungen sichtbarer (vom Umsetzen red ich mal gar nicht)… Ich wusste vorher nicht so genau wie Bäume das Klima beeinflussen (Wald und Klima, S. 145) , wie sich die Natur reguliert (schön erklärt an Rehen, Bäumen (Warum Bäumen Rehe nicht schmecken S. 53), Wildschweinen und Würmern (Wie Regenwürmer Wildschweine steuern S. 119), was Ameisen tun und nicht tun, was Pilze tun und nicht tun. Und das Bäume wandern.. Nicht wie die Ents bei Herr der Ringe, aber eben doch indem einzelne Baumsamen weiter getragen werden als neben den eigenen Stamm und am neuen Ort Jahre liegen bis die Bedingungen günstiger sind.. Welche Schutzmechanismen Bäume besitzen, dass Feuer im Wald normalerweise nicht die Regel ist (Heisser gehts nicht. S. 162)…
Im Kapitel Märchen, Mythen und die Artenvielfalt musste ich grinsen: denn angeblich ist es z.B ein Mythos das Zecken sich am liebsten in Ginsterbüschen aufhalten. Trotzdem mache ich gerne grosse Bögen drum und versuche auch Frau Hund fernzuhalten. Erklärt wird, dass das so nicht ganz stimmt (für mich bleibt jedoch das Endergebnis gleich ;-)): weil der Ginster giftig ist und somit Rehe nicht ihn sondern alle anderen Büsche abfressen, kann der Ginster sich superst ausbreiten. Und weil Zecken nun mal Säugetiere und hier speziell Rehe lieben, tragen die Rehe die Zecken zu den Büschen. Und wenn neben den Büschen, die die Rehe fressen Ginster steht, dann fallen auch Zecken in Ginsterbüsche (bzw. lassen sich fallen). Ob jetzt im Umkehrschluss in Ginsterkolonien (wo sich ja demnach keine zeckenverteilenden Rehe aufhalten dürften) weniger Zecken sind… ich weiss es nicht. Ich weiss allerdings das Zecken im Wald im Grunde überall sind was ich ziemlich blöd finde.
So… und jetzt bitte alle das Buch lesen. Da stehen ja noch viel mehr interessante Sachen drin. Und es gibt auch noch mehr Bücher von Herrn Peter Wohlleben, die vermutlich genauso interessant und informativ sind. Und wer dann noch Wissenschaft dazu braucht: ja los. Gibt ja genug Literatur darüber und Möglichkeiten da dran zu kommen.
Und Hut ab, wer bis hierher durchgehalten hat ;-). Danke fürs Lesen.